 | Ganzheitliche Kleingruppen: Mit Natürlicher Gemeindeentwicklung "Blinde Flecken" entdecken Ein Praxisbericht von Marek Kolman, nationaler NGE-Koordinator der BewegungPlus in der Schweiz | Wenn Kleingruppen zu jüngerschaftlichen Förderungsgruppen, analog des G12-Modells werden, dann neigen sie dazu, einseitig Leitung zu fördern, anstatt die ganzheitlichen Bedürfnisse der Gemeindeglieder ins Zentrum zu stellen. Es ist klar, wer mehr Leitungspersonen will, der muss sie auch direkt fördern. Doch wer dies in der Kleingruppe der Gemeinde umsetzt, der läuft Gefahr, dass zwar eine verbindliche Leiterschaftsstruktur entsteht, doch etwas vom Wichtigsten des Gemeindelebens auf der Strecke bleibt: Die persönlichen Beziehungen, das Bilden und Leben von Freundschaften... Das gegenseitige und so wichtige Vertrauen kann trotz sehr gut strukturierter Kleingruppenarbeit am Boden bleiben. Dies hat sich bei der Begleitung einer Gemeinde gezeigt, die stark nach dem "G12-Modell*" ihre Menschen "jüngert". Sie haben sehr viel Zeit und Engagement in die Gruppen investiert, trotzdem war die Qualität, wie das nächste NGE-Gemeindeprofil für die Gemeinde aufzeigte, in diesem Bereich unerwartet stark abgefallen. Doch NGE sei Dank. Durch das NGE-Profil konnte eruiert werden, warum es nicht besser um die Qualität der Kleingruppen stand: weil die Ganzheitlichkeit betreffend der Abdeckung der persönlichen Bedürfnisse der KG-Teilnehmenden fehlte. Werte wie "sich über die eigenen Probleme austauschen zu können" oder "Teil einer Gruppe zu sein, in der man sich vertrauen kann", waren tief im Keller. Die Aussage des Co-Leiters der Gemeinde bei der Auswertung der Präsentation des NGE-Profils: "Freund sein und Freund werden und am Vertrauen zueinander mangelt es in der Kleingruppe. Hier haben wir stark aufzuholen." Daraus ergab sich eine angeregte Diskussion der anwesenden Gemeindeleitungspersonen. Aufgrund der Einsichten aus dem NGE-Gemeindeprofil wurden die auf die persönlichen Bedürfnisse ausgerichteten Elemente in der Jüngerschaftsentwicklung der Gemeinde und der Kleingruppen neu einbezogen. Das Ganze ist nun nicht mehr so stark auf eine "Jüngerproduktion" ausgerichtet, sondern ganz wichtige Persönlichkeits-Entwicklungskomponenten haben neu Einzug genommen wie: "Es fällt mir leicht, meine Gefühle mit anderen zu teilen", "In unserer Gemeinde ist es möglich mit anderen Personen über persönliche Probleme zu sprechen", "Ich kann mich auf meine Freunde in der Gemeinde verlassen." Und siehe da, die Qualität der bedürfnisorientierten ganzheitlichen Kleingruppen, in denen Freundschaft und Vertrauen eine ganz wichtige Rolle spielen, hat nun – dargestellt in einem weiteren NGE-Gemeindeprofil – stark zugenommen. Dies zeigt sich auch in einer wachsenden Qualität der liebevollen Beziehungen.
Noch ist die Gemeinde auf dem Weg, doch nun hat sie nebst einer guten Jüngerschaftsförderungsstruktur auch glückliche, zufriedene und sich in der Kleingruppe zugehörige und zuhause fühlende Freunde gewonnen und nicht nur potentiell stark zu fördernde "Jünger-Gemeindeglieder". Das ist ein Beispiel, warum ich die Ganzheitlichkeit des Beratungskonzeptes von NGE so stark schätze. Es hilft hinter die Kulissen der vordergründigen Aktivitäten zu sehen und Handlungsfelder zu erkennen, die bei bestem Investment und vielversprechenden Gemeindebaumodellen verborgen bleiben und schlussendlich die ganze Gemeindeaufbauentwicklung trotz grossem Engagement stark ausbremsen können. Deshalb nicht einfach immer mehr vom Gleichen tun, wenn es klemmt, sondern das Fehlende entdecken, es zulassen und fördern und dann mit sogar weniger Kraftaufwand als zuvor erleben zu dürfen, wie Gesundung und neue Schübe von Wachstum in Gang gesetzt werden nach dem Motto, das für mich heisst "NGE = Natürlich geht’s einfacher!" *G12 ist ein auf Zellgemeinde basiertes Jüngerschafts- und Evangelisationssystem. Es wurde von César Castellanos und seiner Frau ins Leben gerufen. Der Grundgedanke dabei ist, dass ein Leiter eine Gruppe entwickelt von 12 weiteren Menschen, die (durch ihn) zum Glauben kommen. Diese Menschen werden in ihrer Jüngerschaft trainiert und ermutigt wiederum Gruppen zu entwickeln von 12 Menschen, die zum Glauben kommen, sich in ihrer Jüngerschaft entwickeln und wiederum ihre Gruppenmitglieder ermutigen selbst Gruppen von 12 zu entwickeln usw. usw... Anders ausgedrückt, es ist ein multiplikatives System, in dem jeder in 2 Gruppen integriert ist: einmal als Jünger und einmal als Leiter. Dabei wird Wert darauf gelegt, dass eine Gruppen nie über 12 Menschen wächst, da davon ausgegangen wird, dass dies eine biblische Herrschaftszahl darstellt (12 Stämme, 12 Apostel). |