Pünktlich zu NOW!: "Gemeindeentwicklung 3.0"

Ein Interview mit Christian A. Schwarz zu seinem neuen Buch

Der NOW!-Prozess führt eine neue Phase der natürlichen Gemeindeentwicklung ein: Gemeindeentwicklung 3.0. Was ist das Neue dieser Stufe gegenüber den vorangegangenen? Ein Interview mit Christian A. Schwarz, der gerade ein Buch mit dem Titel "Gemeindeentwicklung 3.0" geschrieben hat.

NL: Gerade erschien bei NCD Media die Ankündigung deines neuen Buches "Gemeindeentwicklung 3.0 – Eine Einführung in die natürliche Gemeindeentwicklung". Wann wird das Buch fertig sein?

Christian: Während wir miteinander reden, wird es gerade bei Bertelsmann gedruckt – wie immer, als internationale Koproduktion, was das Verfahren naturgemäß ein bisschen komplexer macht. In Deutschland wird es ab dem 30. Januar lieferbar sein. Das, worum es in diesem Buch geht, sind genau die Inhalte, die auch im NOW!-Prozess eine zentrale Rolle spielen.

NL: Dass das Buch lediglich 96 Seiten hat, deutet darauf hin, dass es sich um eine Ersteinführung in die natürliche Gemeindeentwicklung handelt. Dieses Ziel hatte doch auch schon die kleine Broschüre "Das 1x1 der Gemeindeentwicklung".

Christian: Das ist richtig. Allerdings ist das "1x1" vor genau 18 Jahren erschienen, also zu einem Zeitpunkt, als wir gerade erst unser Forschungsprojekt unter 1000 Gemeinden abgeschlossen hatten, aber natürliche Gemeindeentwicklung als internationale Bewegung noch gar nicht existierte. Mittlerweile sind mehr als 70.000 Gemeinden in den Prozess eingestiegen und die unterstützenden Hilfsmittel haben sich vervielfacht. Deshalb war eine drastische Überarbeitung des "1x1" seit Langem überfällig. Vor etwa zwei Jahren schrieb ich eine stark überarbeitete Fassung, die ich allerdings direkt nach Fertigstellung, aber vor Drucklegung, wieder löschte. Mir wurde klar, dass wir etwas vollkommen Anderes brauchen, nicht nur ein Update, sondern einen neuen Generationsschritt, ein gänzlich anderes Buch …

NL: … das unter dem Titel "Gemeindeentwicklung 3.0"  zunächst einmal fragen lässt, was mit Gemeindeentwicklung 1.0 und 2.0 gemeint sein könnte.

Christian: In der ersten Generation der Arbeitsmaterialien haben wir uns auf die Gemeinde als Ganzes konzentriert. Die wichtigsten Ressourcen in dieser Phase waren das Buch "Natürliche Gemeindeentwicklung" und das Gemeindeprofil. In der zweiten Generation ging es um die Tatsache, dass Gemeinde aus Menschen besteht und Gemeindeentwicklung folglich Entwicklung von Menschen ist. Dieser einfache Gedanke wurde in den unterschiedlichsten Büchern in immer wieder neuen Zusammenhängen konkret durchbuchstabiert. Auf diesen beiden Phasen baut nun "Gemeindeentwicklung 3.0" auf und führt uns einen entscheidenden Schritt weiter.

NL: Bedeutet dann Gemeindeentwicklung 3.0, dass in den beiden ersten Generationen etwas falsch gelaufen ist?

Christian: Nein, es ist nichts falsch gelaufen, aber es hat etwas gefehlt. Wenn man Leute fragt, was sie mit den Stichworten "Gemeindewachstum", "Gemeindeentwicklung" oder auch "natürliche Gemeindeentwicklung" verbinden, dann haben nur sehr wenige Gemeindemitglieder den Eindruck, es handele sich um Fragen, die jeden Christen direkt und unmittelbar angehen. Viele halten das eher für Themen von Pfarrern oder Kirchenleitern mit überregionaler Verantwortung, aber nicht für etwas, was buchstäblich alle Aspekte des eigenen Lebens durchdringt: mein eigenes Vertrauen in Christus, meine Begegnungen mit Menschen im Alltag, meine Gefühle, Werte und Orientierungspunkte. Im Tiefsten geht es bei der natürlichen Gemeindeentwicklung um ganz konkrete Verhaltensweisen die unseren Alltag bestimmen, und jede dieser Verhaltensweisen speist sich aus Einstellungen, die unseren Lebenskompass prägen. Um das zu leben, muss man nicht Pastor sein, muss man noch nicht einmal eine offizielle Leitungsfunktion in der Gemeinde haben.

NL: Was verbirgt sich dann genau hinter Gemeindeentwicklung 3.0?

Christian: Der für mich entscheidende Satz des Buches ist schon auf dem Buchumschlag zu finden und lautet: "Jeder von uns kann alles, was für das Wachstum einer gesunden Gemeinde nötig ist, praktisch umsetzen – und zwar umgehend und ohne die Notwendigkeit, jemand Anderen um Erlaubnis zu bitten." Im Buch geht es im Grunde um eine Auslegung aller Schlüsselworte dieses Satzes: "jeder", "alles, was nötig ist", "umgehend" und "ohne Erlaubnis". Für viele ist das genau das Gegenteil des Bildes, das in ihnen entstehen mag, wenn sie an Gemeindeentwicklung denken. Sie haben einen unendlich langwierigen Prozess vor Augen, in dem man erst einmal Mehrheiten organisieren muss, bevor man loslegen kann.

NL: Und kann es nicht sinnvoll sein, solche Mehrheiten zu organisieren?

Christian: Doch schon. Das haben unzählige Leiter in den letzten Jahren recht erfolgreich getan, und wir sind froh über die Ergebnisse. Aber niemand von uns muss warten, mit der natürlichen Gemeindeentwicklung anzufangen, bis diese Voraussetzungen geschaffen sind. Jeder von uns kann unmittelbar und sofort mit allem loslegen, was wichtig ist – selbst in einem Umfeld, das dem Ganzen nicht allzu freundlich gegenübersteht. Das Buch will dazu nicht nur Mut machen, sondern ganz konkret zeigen, wie solche Schritte aussehen können.

NL: Klingt ein bisschen nach Revolution.

Christian: Ist es aber gar nicht. Vielmehr ein Ernstnehmen der wichtigsten Traditionen, die seit der Reformation zunächst den Protestantismus durchdrungen haben und mittlerweile auch im katholischen Bereich längst Teil der eigenen Tradition geworden sind. Protestanten bezeichnen das als "Priestertum aller Gläubigen" und als Notwendigkeit, dass sich die "Kirche der Reformation ständig reformieren" müsse. Und zu Recht wird das "Ganz aus Gnade" in allem, was wir tun, ins Zentrum gestellt. All dies ist auch der strategische Schlüssel zur natürlichen Gemeindeentwicklung. Katholiken haben dafür andere Vokabeln und andere historische Bezugspunkte, aber von der Sache her sind diese Dinge seit langer Zeit auch in ihrer Tradition angelegt. Sie müssen nur praktisch umgesetzt werden. Und jeder Christ und jede Christin kann dazu beitragen – ganz konkret und sofort.

NL: Was ist dann das eigentlich Neue in "Gemeindeentwicklung 3.0"?

Christian: Intern arbeite ich mit einer Liste mit den unterschiedlichsten Aspekten, die seit der ersten Publikation von "Natürliche Gemeindeentwicklung" vor 18 Jahren neu hinzugekommen sind – seien es neue Lernerfahrungen auf unserer Seite oder neue Handlungsmöglichkeiten auf der Seite derer, die natürliche Gemeindeentwicklung anwenden. Diese Liste umfasst mittlerweile 214 verschiedene Punkte. Wir können gerne über jeden einzelnen dieser Punkte reden.

NL: … was allerdings für unser Gespräch ein bisschen zu umfangreich klingt. Wenn ich dich bitte, einen einzigen Punkt herauszugreifen, der dir persönlich am wichtigsten ist, welcher wäre das?

Christian: Dass die Prinzipien, die die Gesundheit und das Wachstum von Gemeinde beschreiben – und zwar wissenschaftlich exakt beschreiben – nicht die gleichen sind, die einen Prozess, der zur Gesundheit und zum Wachstum von Gemeinde führt, auch in Bewegung setzen. Mit anderen Worten: Auch wenn das Wissen um die Prinzipien der Gemeindeentwicklung für die praktische Arbeit fundamental ist – die meisten Menschen werden nicht dadurch für diesen Prozess gewonnen, dass sie die Prinzipien hören.

NL: Sondern?

Christian: Sondern dadurch, dass wir diese Prinzipien mit den bisweilen reflexartig aufkommenden Abwehrmechanismen der Menschen – die sich meist stärker aus dem Unbewussten als aus bewusster Reflexion speisen – in Beziehung setzen. Man hört die Botschaft, weiß dem Ganzen nicht so recht zu widersprechen und möchte auch gar nicht widersprechen – aber irgendwie fühlt man sich unwohl, ohne notwendigerweise beim Namen nennen zu können, woraus sich dieses Unwohlsein speist. Und wenn man es beim Namen nennt, dann hat das, was man in Worte fasst, oft nur wenig mit dem zu tun, was einen im Innersten blockiert. Diese Faktoren gilt es proaktiv anzusprechen.

NL: Hört sich interessant, aber gleichzeitig auch ziemlich kompliziert an.

Christian: Ach, so schrecklich kompliziert ist das gar nicht. Zu wissen, woraus sich diese Abwehrmechanismen speisen, ist bereits mehr als die halbe Miete. In dem Büchlein Gemeindeentwicklung 3.0 mache ich ja vor, wie das ganz konkret aussehen kann.

NL: "Vormachen" klingt gut. Aber wie gelingt dir das in einem so kurzem Buch?

Christian: Indem ich das Buch durchgehend in Dialogform geschrieben habe, wobei mein Gesprächspartner – der dann im Laufe des Buches hoffentlich zunehmend mit dem tatsächlichen Leser verschmilzt – keineswegs eine fiktive Figur ist, sondern ein Mix aus unzähligen Personen, mit denen ich in den letzten 18 Jahren über diese Fragen ausgetauscht habe. In diesem Dialog nehme ich die oft recht subtilen Abwehrstrategien, die in uns allen sind, wahr – und versuche sie dazu zu nutzen, meinem Gesprächspartner zu dem Grad an Bevollmächtigung zu verhelfen, der ihm nach Gottes Plan zusteht. Ich stelle mich ganz in den Dienst meines Gesprächspartners und helfe ihm, seine Ziele besser als bisher zu erreichen.

NL: Das klingt so, als wenn sich das Buch primär an Menschen wendet, die an der natürlichen Gemeindeentwicklung zwar grundsätzlich interessiert sind, gleichzeitig aber doch eher eine etwas skeptische  Haltung haben.

Christian: Das ist richtig. Das sind 70 Prozent der Zielgruppe, die ich beim Schreiben von "Gemeindeentwicklung 3.0" vor Augen hatte.

NL: Und die restlichen 30 Prozent?

Christian: Das sind all diejenigen, die bereits seit Jahren mit der natürlichen Gemeindeentwicklung – oder auch: mit Teilaspekten der natürlichen Gemeindeentwicklung – arbeiten, aber denen noch nicht vollumfänglich bewusst geworden ist, welche neuen Handlungsmöglichkeiten in den letzten 18 Jahren und insbesondere im Laufe der letzten drei Jahre entstanden sind. Und die vor allem andere Menschen dafür gewinnen möchten, in den Prozess einzusteigen, aber bislang keine Hilfsmittel hatten, die sie in diesem Bemühen unterstützten. Es gab bis dato kein Buch zur natürlichen Gemeindeentwicklung, das sich zum Weitergeben an Christen eignet, die dem Ganzen eher zurückhaltend gegenüberstehen.

NL: Aber es gibt doch eine Vielzahl von Büchern zur natürlichen Gemeindeentwicklung. Warum sollen die sich nicht zum Weitergeben eignen?

Christian: Weil alle diese Bücher von der ersten Zeile an voraussetzen, dass der Leser oder die Leserin für den Prozess bereits motiviert ist und jetzt nur noch fragt: Wie geht das nun auch ganz praktisch? Und was kann ich selbst – möglichst heute noch – dazu beitragen? Wer mit dieser Fragestellung an die vorliegenden Bücher herangeht, wird ungeheuer viel aus ihnen ziehen können. Wer diese Fragestellung allerdings nicht teilt, aus welchen Gründen auch immer, kann dagegen den Eindruck gewinnen, dass die Bücher an der eigenen Lebenswirklichkeit vorbeireden – wobei ich die Frage völlig offen lassen möchte, ob dieser Eindruck "berechtigt" sein mag oder nicht. Er ist einfach da, und das gilt es ernst zu nehmen.

NL: Und das geschieht in Gemeindeentwicklung 3.0?

Christian: Genau. Das Buch versteht sich als eine Brücke zwischen der Lebenssituation eines am Thema interessierten Lesers, der aber ein gewisses Unbehagen gegenüber der natürlichen Gemeindeentwicklung in sich spürt, auf der einen Seite, und den ausführlichen Lehrbüchern zur natürlichen Gemeindeentwicklung, in denen es um das konkrete How-to geht, auf der anderen Seite.

NL: Das Buch ist als Beginn einer neuen "NCD-Einführungsserie" angekündigt. Was soll da noch folgen?

Christian: Langfristig ein ganz ähnlich motiviertes und strukturiertes Einführungsbüchlein zu jedem der Qualitätsmerkmale gesunder Gemeinden. Zu jedem dieser acht Bereiche eine Brücke zwischen neugierigen, aber doch eher skeptischen Lesern, und dem eigentlichen "Lehrbuch". Dieser Brückenschlag war unter den bisherigen Arbeitsmaterialien noch ein "missing link", und deshalb bin ich sehr dankbar, dass wir nun zunehmend diese Lücke schließen können.

NL: Dem Ankündigungstext zufolge handelt es sich bei dem Buch um eine "90-minütige Begegnung mit dem Autor". Was soll man sich darunter genau vorstellen?

Christian: Nun, das Buch "protokolliert" gleichsam einen 90-minütigen Besuch meines Gesprächspartners bei mir in Emmelsbüll. Und die Lesezeit ist folglich auch rund 90 Minuten.

NL: Das ist ja nicht allzu viel.

Christian: Stimmt. Aber für mich ist es immer wieder erstaunlich, was in 90 Minuten alles geschehen kann, wenn man auf die entscheidenden Dinge achtet und die richtigen Fragen stellt. In dem gleichen Zeitraum, in dem Andere auf der Couch ein Fußballspiel anschauen, kann ein Prozess ausgelöst werden, der nicht nur entscheidende Parameter im Leben eines Menschen verändert, sondern anschließend Hunderte von weiteren Menschen zu effektiven Werkzeugen in der Hand Gottes macht.

NL: Und ich dachte immer, die einschlägigen Bücher und Tests seien die "Werkzeuge" der natürlichen Gemeindeentwicklung.

Christian: Das ist ein großes Missverständnis. Die Wahrheit ist: Die wichtigsten Werkzeuge sind wir selber. Aber wir brauchen Anleitung, die uns dabei hilft, das, was Gott bereits in uns hineingelegt hat, auch wirklich freizusetzen. Wo immer das geschieht, da geschieht natürliche Gemeindeentwicklung – und zwar ganz von selbst.

 


Gemeindeentwicklung 3.0
Eine Einführung in die natürliche Gemeindeentwicklung

 ISBN:    978-3-928093-15-6
 Autor:   Christian A. Schwarz
 Umfang:   96 Seiten
 Preis   10 Euro

Das Buch ist ab dem 30.01.2015 erhältlich und kann ab sofort in unseren Online-Shops bestellt werden:

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