GemeindePRAXIS: Den Gemeindeentwicklungs-Prozess langfristig gestalten
(Oliver Schippers) 

 

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Gemeindeentwicklung ist ein langfristiger und vitaler Prozess, bei dem man  5-10 Jahre im Blick haben sollte. Oftmals erhofft man sich "Gemeindeentwicklung" von einem NGE-Gemeindeprofil, einem Mitarbeiterwochenende,  einer Schulung ... Aber wenn diese nicht in einen langfristigen Prozess eingebunden werden, laufen diese guten Tools schnell ins Leere.

2010 beauftragte mich eine Gemeinde, sie während des "Prozess 2015" zu begleiten. 2015 wird der Pastor und Gründer in den Ruhestand gehen, 2015 läuft der Mietvertrag für die Räume der Gemeinde aus und es ist damit zu rechnen, dass viele, die gerade Leitungsverantwortung tragen, den Staffelstab weitergeben möchten. Mit ca. 120 Personen, die sonntags gemeinsam Gottesdienst feiern, florierender Kinderarbeit, Jugendlichen, die aktiv in der Gemeinde mitwirken, Straßeneinsätzen, Kleingruppen u.v.a.m. handelt es sich hier um eine sehr agile und vitale Gemeinde.
Dies bestätigt auch das inzwischen fünfte NGE-Gemeindeprofil (die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung zu 8 wesentlichen Handlungsfeldern vitaler Gemeinden) der Gemeinde: Die Qualität ist in allen Bereichen überdurchschnittlich. Herausragend sind die "Liebevollen Beziehungen".

Eine gute Bewältigung dieses Umbruches würde von der Beteiligung Vieler abhängen, die nicht einfach nur die Arbeit der anderen fortsetzen. Deshalb schlug ich vor, den Prozess mit einer Zukunftskonferenz zu starten. Wir luden alle an der Gemeinde interessierten ein und erarbeiteten gemeinsam, was ihnen als Gemeindeglieder wichtig ist, wofür sie Glauben haben, ihre Perspektive für die Gemeinde und wofür sie sich engagieren würden.
Im Nachhinein - jetzt nach vier Jahren - wird deutlich, wie wichtig es war, möglichst viele in den Prozess einzubinden. Ich erinnere mich noch an die positive Stimmung nach dem Wochenende im Jahr 2010. Viele waren begeistert, dass ihre Vorschläge gehört wurden. Der anschließende Prozess der Abstimmung, notwendigen Korrekturen, Planung und Umsetzung war dann doch vielen zu mühsam und sie  "verabschiedeten" sich, kamen nicht zu Gemeindetreffen und hofften, dass sich die Gemeindeleitung der Ideen und Weiterarbeit annimmt.
Aber nicht alle reagierten so. Eine kleinere Gruppe arbeitete weiter, plante, informierte sich in anderen Gemeinden, betete viel für die sich vollziehende Veränderung. Die Gemeindeleitung stellte sich kontinuierlich diesem Prozess und förderte diese Gruppe, traf sich mit ihnen, sorgte für den Fluss wichtiger Informationen in die Gemeinde und traf richtungsweisende Entscheidungen.
Das nächste NGE-Profil zeigte auf, dass der Prozess auf einem guten Kurs ist. Neben den sehr starken "Liebevollen Beziehungen" war auch der Bereich der "Bevollmächtigenden Leitung" und "Gabenorientierte Mitarbeiterschaft" stark nach oben gegangen.

Im letzten Herbst fand eine wichtige Klausur der Gemeindeleitung und potenzieller neuer Leiter statt. Alle gaben Statements ab, wie sie ihre Weiterarbeit in der Leitung sehen. Neue Gemeindeglieder wurden in die Leitung berufen. Dazu kamen  Entscheidungen zur Ausrichtung der Gemeinde:  Ein Gottesdienst pro Monat wird nicht mehr zentral miteinander gefeiert, sondern dezentral von Hauskreisen oder Teams verantwortet. Man sah, dass die Gemeinde jetzt bereit ist, diesen wichtigen Schritt zu wagen, dass Menschen in den Gruppen und Teams sich der neuen Verantwortung stellen und das Sprossen der Gemeinde (das Bild der Sprossung bewegte uns all die Jahre) nun forciert werden kann.
Mitte Juni hat die Gemeinde ein weiteres NGE-Gemeindeprofil erhoben. Darin kommt deutlich zum Ausdruck: die Veränderungen werden von der Gemeinde nicht nur mitgetragen, sie motivieren die Gemeindeglieder sich einzubringen und fordern diese in ihrem Glauben positiv heraus.

Gerade verbrachte ich zwei Tage vor Ort, um die Ergebnisse des Gemeindeprofils vorzustellen und weitere Schritte zu besprechen. Inzwischen können alle erste Früchte des Paradigmenwechsels und der damit einhergehenden neuen Struktur erkennen. In 25 neuen sonntäglichen Aktivitäten bekommt Gottesdienst eine vollkommen neue Bedeutung. Einmal im Monat gibt es keinen zentralen Gottesdienst. Stattdessen laden Gemeindeglieder zu sich ein, gehen Paddeln, feiern Feste, Jugendliche gestalten Lobpreis, andere treffen sich zu Gesprächsabenden. In all den neuen Formen von Gottesdienst waren 23% Gäste beteiligt. Eine Entwicklung die der Gemeinde erst bewusst wurde, als sie alle Aktivitäten der letzten Monate auflisteten.  Zunächst waren "lediglich" die Freiheit zur Gestaltung, die Vielfalt und dass viele Gemeindeglieder Verantwortung übernommen haben, als positive Effekte der Neuausrichtung hervorgehoben worden.
Bis ins neue Jahr wird die Gemeinde weiter experimentieren und bewusst viel Neues zulassen. Dabei liegt ein besonderer Focus auf den Kleingruppen. Sie erfinden sich gerade neu und suchen Möglichkeiten und Formen, ihr Leben stärker als bisher gemeinsam zu gestalten und gleichzeitig offen für Neue und Neues zu sein. Anfang 2015 werden wir die Erfahrungen gemeinsam auswerten und überlegen, wie welche Ideen unbedingt weiterzuführen sind und noch mehr Gemeindeglieder ermutigt werden können, selbst kreativ zu werden.
In dieser Gemeinde ist Jüngerschaft keine theoretische Weiterbildung, hier beginnen Menschen Reich Gottes neu und für sich zu interpretieren und gehen gemeinsam einen sehr spannenden Weg, ihre Erkenntnisse miteinander umzusetzen.

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